In der Netzhaut beider Augen gibt es eine Stelle, die keine optischen Reize verarbeiten kann. Die Ursache liegt in einem sogenannten „blinden Fleck.“
Es war übrigens der französische Naturforscher Edme Mariotte, der dieses Phänomen 1660 entdeckte.
Der „Blinde Fleck“ im Auge ist ein völlig normaler Bestandteil unserer Augen und hat nichts mit krankhaften Augenerkrankungen, Gesichtsfeldausfällen oder Sehstörungen zu tun. Er ist deshalb ein „Blinder Fleck“, weil er keine lichtempfindlichen Rezeptoren besitzt.
Der »Blinde Fleck« hat keinerlei Funktion. Er ist ein Produkt der Evolution und auf die embryonale Phase zurückzuführen.
Was ist der »Blinde Fleck«?
Von innen ist jedes Auge mit der Netzhaut (Retina) ausgekleidet, die sich während der embryonalen Wachstumsphase als eine direkte Ausstülpung des Gehirns bildet. Deswegen sind auch die Lichtsinneszellen in das Kopfinnere gerichtet.
Die Netzhaut besteht aus Zapfen, die für das farbliche Sehen verantwortlich sind, sowie aus Stäbchen, die das Hell-Dunkel-Sehen steuern. Retinale Ganglienzellen sind bestimmte Nervenzellen in der Netzhaut. Die Axone (= Fortsatz einer Nervenzelle) der retinalen Ganglienzellen verlassen das Auge gebündelt als Sehnerv und ziehen zum Sehzentrum des Gehirns. Sie sind daher verantwortlich für die Übertragung aller optischen Reize ans Gehirn.
An der Papille (Papilla nervi optici) treffen sich alle Nervenfasern und werden zu einem Sehnerv gebündelt. Die Aufgabe der Netzhaut besteht darin, alles, was wir als zusammenhängendes Bild erkennen, punktgenau abzubilden und in elektrische Signale (Nerven-/Lichtsignale) umzuwandeln. Diese werden dann im Inneren des Auges von den Ganglienzellen über den Sehnervkopf (Papille), in dem alle Sehnerven zusammenlaufen, an das Gehirn für die Verarbeitung weitergeleitet. Dafür durchstoßen die Informationen die Netzhaut. Diese Vorgänge zusammen sind entscheidende Abläufe, damit wir sehen können.
Dort, wo der Sehnerv austritt, um die maßgebliche Verbindung zum Gehirn herzustellen, ist keine Netzhaut vorhanden. Dies ist der Grund, warum an dieser Stelle ein Teil des gesamten Bildes nicht abgebildet und somit auch nicht gesehen wird.
Man könnte also sagen: Für diesen minimalen Teil eines Gesamtbildes sind wir im Moment des Betrachtens, der Wahrnehmung, wirklich blind. Und warum? Weil sich dort, ungefähr 15 Grad seitlich nach außen, der blinde Fleck befindet.
Warum wir trotzdem zusammenhängende Bilder sehen
Die Position des blinden Flecks ist auf beiden Augen unterschiedlich. Deshalb wird im Gesamtbild der zugehörige Bereich vom jeweils anderen Auge erkannt und letztlich in das Gesamtbild eingefügt.
Warum wir Gesamtbilder auch dann sehen, wenn wir uns ein Auge zuhalten
Das haben wir unserem intelligenten und trickreichen Gehirn zu verdanken, das ja alle Impulse zur Verarbeitung erhält. Es ist in der Lage, aus den Sehinformationen am Rande des blinden Fleckes zu erkennen, wie das Gesamtbild in genau diesem Bereich aussehen müsste. Ausgestattet mit diesem „Wissen“ füllt es selbst diesen Bereich aus. Anders ausgedrückt: Diesen kleinen Teil des Gesamtbildes „basteln“ wir uns einfach selber.
Weil es sich um einen sehr kleinen Bereich des Gesamtbildes handelt, und in der Regel das Gesamtbild mit beiden Augen erzeugt wird, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass wir einen wichtigen Teil unserer Umgebung nicht wahrnehmen, weil dieser sich im „blinden Fleck“ befindet.
Wie finde ich »meinen Blinden Fleck«?
Sie können Ihren „Blinden Fleck“ ganz einfach sichtbar machen:
- Halten Sie sich mit einer Hand Ihr linkes Auge zu.
- Fixieren Sie mit dem rechten Auge das X in der Grafik unten. Der Kreis ist am Rande Ihres Blickfeldes noch sichtbar, wenn er sich am rechten Rand des Feldes befindet.
- Der Kreis wandert von rechts nach links Richtung X und wieder zurück. Dabei verschwindet er kurz. Sie haben soeben Ihren blinden Fleck entdeckt!
Den »Blinden Fleck« betreffende Krankheiten
Die Position des blinden Flecks ist auf beiden Augen unterschiedlich. Deshalb wird im Gesamtbild der zugehörige Bereich vom jeweils anderen Auge erkannt und letztlich in das Gesamtbild eingefügt.
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Der Grüne Star, auch Glaukom genannt, bezeichnet viele Krankheiten, die den Sehnerv nicht nur dauerhaft, sondern auch irreparabel schädigen können. Zuerst betroffen sind die Nervenfasern in der Papille (Papilla nervi optici), dem Sehnervenkopf. Die Ursache findet sich in einem stark erhöhten Augeninnendruck. Dieser kann einerseits die empfindlichen Nerven schädigen und andererseits deren Durchblutung behindern. Beides führt dazu, dass die Nerven absterben.
Weil das Sehvermögen erst sehr spät nach einer eingetretenen Schädigung abnimmt, muss nicht nur die Netzhaut, sondern auch die Papille einer regelmäßigen Kontrolle unterzogen werden. Dies ist die einzige Chance, damit der Grüne Star frühzeitig erkannt wird und eine zielgerichtete Therapie eingeleitet werden kann, um den Verlauf zu verlangsamen.
Der Grüne Star verläuft häufig ohne Symptome und ohne Schmerzen. Erst wenn der Sehnerv bereits geschädigt ist, treten die ersten Beeinträchtigungen auf. Und die sind derzeit immer noch irreparabel.
Die Betroffenen bemerken deshalb den Verlauf nicht, weil erst einmal nur die Randbereiche betroffen sind. Zudem kann das gesündere Auge die Defizite bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.
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Am bekanntesten ist die Stauungspapille, die auch Papillenödem genannt wird. Dabei handelt es sich um eine Schwellung des Sehnervkopfes aufgrund eines erhöhten Drucks im Gehirn.
Dass die Papille Informationen zum Gehirn weiterleitet, wurde hier bereits dokumentiert. Dieser Verbindungsweg wird aber auch in die entgegengesetzte Richtung genutzt. Im Gehirn können Krankheiten entstehen, die sich auf die Augen auswirken, wie zum Beispiel ein erhöhter Hirndruck, der zum Papillenödem führt, weil sich im Gewebe der Papille Wasser angesammelt hat. Infolgedessen weiten sich die feinen Nervenbahnen und Blutgefäße, welche durch die Austrittsstelle führen. Im Endeffekt tritt die Papille deutlich hervor. Weil von beiden Augen ein Sehnerv zum Gehirn führt, wirkt sich der zu hohe Hirndruck auch fast immer auf beide Augen aus.
Andere Ursachen können aber auch ein Tumor, eine Zyste oder ein Abszess im Gehirn sein. Auch eine Abflussstörung des Hirnwassers kann ausschlaggebend sein. Diese Möglichkeiten sind neurologisch und evtl. mittels CT oder MRT abzuklären, wenn das Auge organisch betrachtet gesund ist.